Anläßlich des 10jährigen Jubiläums der Unterzeichnung des stadtregionalen Kontraktes durch die Stadtspitzen der acht Gründerstädte wurden regionale Akteure zur Städtekooperation befragt.
Fragen an die acht Gründungsmitglieder
Sie vertreten im Lenkungskreis eine der acht Gründungsstädte der „Städteregion Ruhr 2030“. Was war der wesentliche Grund dafür, nach Beendigung eines durch den Bund geförderten Projektes ohne externe Unterstützung aus eigener Kraft weiter zu machen?
Dr. Ernst Kratzsch, Stadtbaurat Stadt Bochum |
Der stadtregionale Kontrakt als Geschäftsgrundlage der Städteregion Ruhr 2030 vom 06.06.2003 macht es deutlich: Wir kooperieren aus Eigensinn mit dem Ziel, die Attraktivität und das Selbstbewusstsein der Region zu stärken und die Konkurrenzfähigkeit gegenüber anderen Metropolregionen zu verbessern. Das gilt heute genauso wie vor 10 Jahren. Ich bin neu zu der damaligen Gruppe hinzugetreten und bin gut und konstruktiv aufgenommen worden.
Martin Lürwer, Stadtrat Stadt Dortmund |
Als Mitglied der Städteregion Ruhr übernehmen wir gerne Verantwortung für die Region. Nur durch ein gemeinsames Auftreten der Städte gelingt es, das Image der Region positiv zu verändern. Die Zukunft der Metropole Ruhr wird auch durch gemeinsame Ziele und gemeinsames Handeln in konkreten Projekten geprägt.
Carsten Tum, Beigeordneter Stadt Duisburg |
Auch wenn ich erst seit gut einem Jahr Planungsdezernent des Gründungsmitglieds „Stadt
Duisburg“ bin, so ist mir diese Kooperation doch seit ihren Anfängen seinerzeit als Vertreter der
Stadt Oberhausen bestens bekannt. Die Städte sind damals mit dem Leitgedanken „Kooperation und Eigensinn“ angetreten, um neben dem selbstverständlichen Verfolgen von Eigeninteressen zukünftig trotzdem mehr gemeinsam zu schaffen. Dies ist uns sehr eindrucksvoll gelungen.
Hans-Jürgen Best, Stadtdirektor Stadt Essen |
Nachdem in der Vergangenheit alle Versuche gescheitert sind, die Region von „oben“ zusammen zu schmieden, war es mir ein besonderes Anliegen, die Städteregion Ruhr von „unten“ zu backen. Rückblickend betrachtet ist uns das sehr gut gelungen!
Michael von der Mühlen, Stadtdirektor Stadt Gelsenkirchen |
Kooperation der Ruhrgebietsstädte ist objektiv rational. Damit sie aber auch tatsächlich stattfindet, bedarf es der regelmäßigen praktischen Erfahrung, dass sie sich auch für die einzelnen Städte lohnt. Dazu müssen wir miteinander reden und Projekte und Strategien miteinander abstimmen.
Karlheinz Friedrichs, Stadtrat Stadt Herne |
Auch wenn das Ruhrgebiet von Außen als Region wahrgenommen wird ist es doch kommunal
verfasst. Hier – quasi vor Ort – werden die Probleme und Entwicklungschancen der Region sichtbar. Daher ist es nur folgerichtig und gleichzeitig im regionalen Interesse, wenn zwischen den Kommunen über eine gemeinsame Sicht diskutiert und gemeinsame Positionen erarbeitet werden. Die Städteregion Ruhr 2030 ist und bleibt die geeignete Plattform dafür.
Prof. Peter Vermeulen, Beigeordneter Stadt Mülheim an der Ruhr |
Nur gemeinsam lassen sich die Probleme der Zukunft lösen, dass hat die nunmehr 10jährige
Kooperation des Netzwerkes Städteregion Ruhr 2030 gezeigt. Die Städteregion Ruhr 2030 ist der Grundstein für weitere Kooperationen in der Metropole Ruhr. Das gemeinsame Arbeiten an den Zielen der Zukunft unserer Städte und Gemeinden wird die Wirtschaftsregion voranbringen, den Demografischen Wandel gestaltbar machen und den Umweltschutz den nötigen Stellenwert
einräumen.
Peter Klunk, Technischer Beigeordneter Stadt Oberhausen |
Das Kooperationsprojekt „Städterregion Ruhr 2030“ bot die herausragende Chance zur Übernahme stadtregionaler Eigenverantwortung. Wir haben diese Chance in zahlreichen Projekten aufgegriffen und erfolgreich realisiert. Hierbei ist ein Maß an gegenseitigem Verantwortungsbewusstsein und vor allem an Vertrauen gewonnen worden, das in hierarchisch strukturierten Prozessen niemals erreichbar gewesen wäre. Die Städteregion Ruhr 2030 ist inzwischen zu einem gelebten Vorbild für regionale Kooperationen -nicht nur im Ruhrgebiet- geworden. Ich freue mich, dass ich die Chance hatte, diesen Prozess mit gestalten zu können.
Welche Projekte / Themen (lagen) liegen Ihnen besonders am Herzen?
Dr. Ernst Kratzsch, Stadtbaurat Stadt Bochum
Im Lenkungskreis der Städteregion Ruhr 2030 treffen sich die Planungsdezernenten der
Ruhrgebietsstädte regelmäßig, um sich über die Leitprojekte und aktuelle Themen auszutauschen. Seit Anfang 2013 sind auch die Kreise mit einbezogen. Ich schätze diese Zusammenkünfte sehr. Hier können im Vertrauen auch schwierige Themenfelder angesprochen und diskutiert werden.
Martin Lürwer, Stadtrat Stadt Dortmund
Neben einem verstärkten Miteinander und Erfahrungsaustausch in der Region haben für uns die konkreten Handlungsfelder eine besondere Bedeutung. Bei den Projekten Masterplan Ruhr und Regionale Wohnungsmarktbeobachtung haben wir eine federführende Rolle eingenommen.
Carsten Tum, Beigeordneter Stadt Duisburg
Die Städtekooperation lebt nicht von der Beschäftigung mit Einzelprojekten. Viel wichtiger ist der Austausch von Informationen und die Abstimmung wichtiger, regionaler Planungsthemen sowie die Wahrnehmung als sprachfähige Städteregion.
Hans-Jürgen Best, Stadtdirektor Stadt Essen
Mir liegen eigentlich alle Projekte am Herzen. Auch wenn sie teilweise bereits abgeschlossen sind, haben sie doch dazu beigetragen, dass die Region ein gegenseitiges Verständnis füreinander entwickelt hat. Der Regionale Flächennutzungsplan übt das tägliche Miteinander fortlaufend und steht daher in meiner Gunst sehr weit oben.
Michael von der Mühlen, Stadtdirektor Stadt Gelsenkirchen
Das Projekt "Regionaler Flächennutzungsplan" hat entgegen aller Voraussagen bewiesen, dass ein kommunal verfasster Regionalplan in allen Verfahrensschritten in sechs Räten einvernehmlich erstellt werden konnte – ein Beweis für herausragende Bereitschaft und Fähigkeit zur Zusammenarbeit.
Karlheinz Friedrichs, Stadtrat Stadt Herne
Weniger ein konkretes Projekt als vielmehr der Grundgedanke der Städteregion liegt mir sehr am Herzen. Überwindung des Kirchturmdenkens und die Suche nach partnerschaftlichen Lösungen für gemeinsame Probleme - getreu dem Motto: „Regional denken und lokal handeln“.
Prof. Peter Vermeulen, Beigeordneter Stadt Mülheim an der Ruhr
Die Diskussion über wichtige Fragen aus der Region, das gemeinsame Erarbeiten von regionalen
Stellungnahmen zu Themen der Metropolregion Ruhr sowie die gemeinsame Arbeit am „Regionalen Flächennutzungsplan“ oder dem Masterplan „Wirtschaftsflächen“ um nur zwei Projekte zu nennen, sind wichtige Grundlagen, die weiter zu entwickeln sind.
Peter Klunk, Technischer Beigeordneter Stadt Oberhausen
Neben der inzwischen gewonnenen Kooperationskultur haben für mich der Masterplan Ruhr und
nicht zuletzt der Regionale Flächennutzungsplan besondere Bedeutung. Der RFNP beweist darüber hinaus, dass „Kooperation und Eigensinn“ auch im Rahmen formeller Planungsverfahren erfolgreich umgesetzt werden können.
Hat die Städteregion Ruhr 2030 nach 10 Jahren noch eine Zukunft und wie sollte die aussehen?
Dr. Ernst Kratzsch, Stadtbaurat Stadt Bochum
Vieles ist erreicht. Aber die Herausforderungen sind nicht weniger geworden. Der anhaltende
Strukturwandel, die demographische Herausforderung oder die Energiewende sind Themenfelder, die entscheidend für die Zukunft des Ruhrgebiets sind. Gemeinsam sind wir stärker. Die Städteregion Ruhr 2030 ist ein wichtiger Baustein, um diese Herausforderungen auch in den nächsten 10 Jahren gemeinsam an zu gehen.
Martin Lürwer, Stadtrat Stadt Dortmund
Natürlich. Die verlässliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit sowie das Begegnen der Akteure auf Augenhöhe sind Erfolgsfaktoren dieser langjährigen Kooperation. Die bereits bestehenden Kommunikationsstrukturen sind Basis dafür, dass aktuelle Fragestellungen aktiv angegangen werden können. Diese Offenheit sowie das Interesse für neue Themen sind ein Grund dafür, dass die Städteregion Ruhr zukunftsfähig ist.
Carsten Tum, Beigeordneter Stadt Duisburg
Die Bedeutung einer regionalen Zusammenarbeit ist heute wichtiger denn je und wird auch
zukünftig eher noch steigen. Wir müssen uns noch stärker als Region begreifen und dies auch nach außen tragen. Hierbei ist die Städtekooperation überaus hilfreich – in enger Zusammenarbeit mit dem Regionalverband Ruhr.
Hans-Jürgen Best, Stadtdirektor Stadt Essen
Die Herausforderungen werden andere sein: Das Thema Einzelhandel wird uns immer mal wieder
beschäftigen und natürlich müssen wir den RVR bei all seinen Themen konstruktiv begleiten. Das Thema Identität im Ruhrgebiet wird wichtiger, wenn wir die Zukunft gemeinsam angehen.
Michael von der Mühlen, Stadtdirektor Stadt Gelsenkirchen
Die ökonomische und soziale Dynamik globaler und europäischer Entwicklungen machen
zunehmende Kooperationen der Städte in der Region, sei es freiwillig, sei es institutionell, immer wichtiger. Es ist daher gut, auf den Erfahrungen der letzten 10 Jahre aufbauen zu können und die Kooperation im Sinne einer "offenen Städteregion" weiter zu entwickeln.
Karlheinz Friedrichs, Stadtrat Stadt Herne
Ich hoffe doch sehr, dass wir auch ein 20-jähriges Jubiläum feiern werden. Die Zusammenarbeit hat sich schließlich bewährt. Die Themen der Zukunft werden zu einem guten Teil auch die Heutigen sein.
Prof. Peter Vermeulen, Beigeordneter Stadt Mülheim an der Ruhr
Kooperationen werden auch in Zukunft nötig sein um die schwierige Haushaltssituation der
Kommunen zu bewältigen. Die Städteregion Ruhr 2030 könnte dabei auch eine wichtige Rolle
spielen. Eine verstärkte Kooperation mit dem Regionalverband Ruhr (RVR) ist anzustreben,
Aufgabenverlagerungen zum RVR sind zu überdenken.
Peter Klunk, Technischer Beigeordneter Stadt Oberhausen
Die konstruktive Städtekooperation in den vergangenen 10 Jahren ist nicht als Projektabschluss anzusehen. Vielmehr wurde ein wichtiges Startsignal für die Form der künftigen weiteren Zusammenarbeit in der Region gegeben. Das zeigt sich auch daran, dass die Städteregion Ruhr 2030 inzwischen durch weitere Mitglieder und Kooperationspartner angewachsen ist. Im Rahmen künftiger regionaler Herausforderungen wird die Städteregion Ruhr 2030 ein unverzichtbarer Akteur und Ansprechpartner sein.
Fragen an die drei Städte Bottrop, Hagen und Hamm, die sich erst später der interkommunalen Kooperation angeschlossen haben.
Was war der Grund für den Beitritt zur Städteregion 2030?
Norbert Höving, Technischer Beigeordneter Stadt Bottrop |
In der Stadt Bottrop wurde das Thema regionale Kooperation lange schon als besonders wichtig angesehen und der von den acht Gründungsstädten der Städteregion angestoßene Prozess wurde aufmerksam und wohlwollend beobachtet. 2006 wurde Bottrop daher zum neunten Mitglied der Städteregion 2030 und wurde sofort gleichberechtigt in die regionalen Leitprojekte eingebunden. Die Federführung der Stadt Bottrop bei der Erarbeitung von“ Konzept Ruhr“ und der Arbeitsgruppe „Wandel als Chance“ sind hier Beispiele. Damit gelang die Einbindung der Stadt in die Städteregion Ruhr 2030 schnell und reibungslos unter dem Motto „Eigensinn und Kooperation“. Als Modellstadt Innovation City bringt Bottrop aktuell wichtige Impulse für andere regional bedeutsame Projekte ein.
Thomas Grothe, Technischer Beigeordneter Stadt Hagen |
Hagen ist einerseits Ruhrgebiet andererseits schon im Übergang zum Bergischen - oder Sauerland. Die stadtkulturelle Entwicklung wurde von der Schwerindustrie des Ruhrgebiets geprägt und somit liegen vergleichbare Problemlagen wie im Kernraum des Ruhrgebiets vor. Eine gemeinsame Diskussion und Position zu vielen Themen der Stadtentwicklung im Kreise der Baudezernenten ist im beiderseitigen Interesse.
Rita Schulze Böing, Stadtbaurätin Stadt Hamm |
Trotz ländlichem Umfeld und traditioneller Prägung weist Hamm auch unverkennbar ruhrgebietstypische Strukturen auf. Damit verbunden sind alle Facetten des montanindustriellen Strukturwandels. Vor diesem Hintergrund ist Hamm 2007 der Städteregion Ruhr 2030 gerne beigetreten. Neben der Weiterentwicklung des Erfahrungswissens im Rahmen regionale Projekte findet die gemeinsame Positionierung in zentralen Fragen der Stadtentwicklung nach meiner Wahrnehmung in der Region, im Land und darüber hinaus zunehmend Gehör.
Fragen an die Vertreter der vier Kreise, die als ständige Gäste dem Lenkungskreis der Städteregion 2030 angehören.
Als Vertreter der Kreise beschäftigen Sie sich mit Problemen der kreisangehörigen Gemeinden, die auf den ersten Blick nicht mit denen der kreisfreien „großen Kommunen“ vergleichbar sind. Weshalb legen Sie trotzdem Wert darauf, sich an verschiedenen Projekten der Städteregion 2030 direkt zu beteiligen und im Lenkungskreis 2030 vertreten zu sein?
Uwe Tietz, Leiter der Organisationseinheit "Kreisentwicklung und Beteiligungen" |
Der Ennepe-Ruhr-Kreis besitzt aufgrund seiner landschaftlichen Reize, seiner kulturhistorischen Vergangenheit und seiner attraktiven Innenstädte eine wichtige Naherholungsfunktion für die Metropole Ruhr. Zugleich ist er mit einer Beschäftigtenquote von rd. 41 % ihr bedeutendster Standort für Industrie und Gewerbe und beherbergt zahlreiche mittelständische „hidden
champions“. Die Pendlerzahlen belegen, dass unsere neun kreisangehörigen Städte eng mit den benachbarten Oberzentren des Ruhrgebiets verflochten sind. Wichtige Zukunftsaufgaben wie die Bereitstellung ausreichender Gewerbeflächen, der nachhaltige Ausbau der Verkehrsinfrastruktur oder die Bewältigung des demografischen Wandels erfordern eine noch stärkere interkommunale Zusammenarbeit. Der Lenkungskreis der SRR 2030 bildet eine wichtige Kooperationsplattform, um sich vertrauensvoll über aktuelle Themen auszutauschen, Interessen zu bündeln und Gemeinschaftsprojekte wie z.B. die regionale Wohnungsmarktbeobachtung auf den Weg zu bringen.
Volker Lindner, Stadtbaurat Stadt Herten |
Die kreisangehörigen Städte sind eingebettet in die Region und räumlich eng verwoben mit
größeren Nachbarkommunen. Die Strukturprobleme der Region können nur gemeinsam gelöst
werden. Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnis findet eine interkommunale Zusammenarbeit
zwischen kreisangehörigen Städten und Großstädten bereits seit Langem auf „Augenhöhe“ statt – wie das Beispiel Herten-Gelsenkirchen erfolgreich zeigt.
Sabine Leiße, Leiterin der Stabsstelle Planung und Mobilität |
Der Kreis Unna ist nicht nur durch lebenswerte Mittelstädte und attraktive Landschaft gekennzeichnet, sondern hat auch eine vielfältigen Wirtschaftsstruktur z.B. mit den Schwerpunkten Maschinenbau, Logistik und Gesundheitswirtschaft. Uns verbindet eine vergleichbare Interessenslage und Zielsetzung, nämlich die Attraktivität der Kommunen und Region zu stärken. Dies gelingt gemeinsam am besten. Themen, die uns z.B. alle betreffen, sind der Umgang mit den demografischen Herausforderungen, der regionale Wohnungsmarkt und großflächige Einzelhandel, die Gewerbeflächenentwicklung oder auch der verkehrliche Bereich z.B. auch in Verbindung mit der Energiewende.
Kreis Wesel | |
Martin Wegner, Vorstandsbereichsleiter Kreis Wesel |
Der Kreis Wesel grenzt an drei Städte der SRR 2030 und dient zudem dem Ruhrgebiet als wichtige Naherholungsfläche. Viele Einwohner des Kreises Wesel gehen ihren Tätigkeiten in den Städten der SRR 2030 nach und pendeln somit zwischen „den zwei Welten“. Außerdem ist der Kreis Wesel in den letzten Jahren zu einem sich weiter entwickelnden Logistikstandort für das westliche Ruhrgebiet geworden. Nur eine enge und beide Seiten befruchtende Kooperation mit den „großen Kommunen“, die interkommunale Zusammenarbeit auf Augenhöhe und ein Ideenaustausch zwischen den Mitgliedern des Lenkungskreises ist ein Garant dafür, den Strukturproblemen und demografischen Herausforderungen der Zukunft zu begegnen.
Fragen an ehemalige Mitglieder des Lenkungskreises
Ullrich Sierau, Oberbürgermeister Stadt Dortmund |
Herr Sierau, als Dortmunder Planungsdezernent waren Sie Gründungsmitglied des
Lenkungskreises der SRR 2030. Jetzt sind Sie Oberbürgermeister der Stadt Dortmund und unterstützen diese regionale Kooperation weiter. Warum?
Was die Städte Gelsenkirchen und Dortmund beispielsweise unterscheidet, können wir regelmäßig auf dem Platz sehen. Die Städteregion Ruhr aber schafft es, die Städte trotz Eigensinn zu verbinden. Es ist uns gelungen, die interkommunale Kooperation zu stärken, das überzeugt. Es gibt einen fruchtbaren Erfahrungsaustausch, aber eben auch konkrete Handlungsfelder. Der Masterplan Ruhr und die regionale Wohnungsmarktbeobachtung, zu dem Zeitpunkt landesweit der erste regionale Wohnungsmarktbericht, sind einige der Erfolge der Städteregion Ruhr.
Mittlerweile sind wir die Region, wo am allermeisten und vielfältig kooperiert wird. Die Städteregion Ruhr 2030 hat also hat in den 10 Jahren einiges auf die Beine gestellt. Das schafft Zukunft – nicht nur auf dem Platz!
Bernd Tischler, Oberbürgermeister Stadt Bottrop |
Herr Tischler, Sie haben den Leiter der Geschäftsstelle der SSR 2030 im Jahr 2006 nach Bottrop eingeladen, um Sie über die Intention, die Projekte und die Rahmenbedingungen einer Mitgliedschaft in der SRR 2030 zu informieren. Mittlerweile sind Sie wie Ihr Amtskollege aus Dortmund als ehemaliger Planungsdezernent zum Oberbürgermeister gewählt worden und haben darüber hinaus als Vorsitzender des Planungsausschusses des RVR eine weitere wichtige Funktion in der Metropole Ruhr übernommen. Kann es sein, dass die Mitgliedschaft im Lenkungskreis der SRR 2030 sich positiv auf die persönliche Entwicklung auswirkt?
Ich glaube es fällt mir nicht schwer, diese Frage zu beantworten.
Ja!!!
Ohne die Aufgaben die an mich in Form der Themen „Konzept Ruhr“, „Wandel als Chance“ und „Parkautobahn“ zur Koordinierung im Lenkungskreis und durch eine Vor- und Nachbereitung zu
bearbeiten waren, hätte ich kaum innerhalb kürzester Zeit einen derartig umfassenden Blick auf die Region mit ihren laufenden und zukünftigen Projekten erhalten können. Es war auch relativ schnell klar, dass erst im Vergleich mit den Nachbarstädten und dann gemeinsam mit der Städteregion Ruhr 2030 es gelingen kann eine ausgewogene Entwicklung der Region zu schaffen. Der Reiz zur regionalen Zusammenarbeit hat aber auch schon ältere Vorstufen. Dazu zählt insbesondere das regelmäßige Treffen der Planungsamtsleiter im Ruhrgebiet, sodass der nächstfolgende Schritt auf der Ebene der Planungsdezernenten für mich schon vorbereitet war.
Hinsichtlich der aktuellen Situation geht es darum den Seniorpartner der Region, den RVR, mit
seinen vielen regionalen Aufgaben in die Zusammenarbeit in der Städteregion Ruhr 2030 soweit
sinnvoll zu integrieren.
Prof. Klaus Wermker, ehemaliger Sprecher der AG 2030 und Mitglied des Lenkungskreises der SRR 2030 |
Herr Professor Wermker, Sie waren in der Projektphase und auch später, einer der Motoren unserer erfolgreichen interkommunalen Kooperation "Städteregion Ruhr 2030". Wie beurteilen Sie aus der Perspektive eines Wissenschaftlers die erzielten Ergebnisse?
Die eigensinnige Kooperation in der Städteregion Ruhr war erfolgreicher als ich anfänglich erhofft habe. Jetzt spätestens ist der Zeitpunkt gekommen, wo aus der projekthaften Kooperation strukturelle Kooperationen entwickelt werden müssen. Dabei geht es vor allem darum, neben den Städten Akteure aus der Wirtschaft und der Wissenschaft zu gewinnen. Stadt- wie Regionsentwicklung ist auf Governancestrukturen angewiesen.
Fragen an den Vorsitzenden und seinen Stellvertreter des verfahrensbegleitenden Ausschusses "Regionaler Flächennutzungsplan" (vbA RFNP):
Sie wechseln sich seit 2006 als ausnahmslos einstimmig gewählte Vorsitzende, beziehungsweise stellvertretende Vorsitzende, des vbA RFNP (siehe Projekt Regionaler Flächennutzungsplan) ab. Wie bewerten sie die Arbeit und den Erfolg dieses in NRW einmaligen freiwilligen interkommunalen Ausschusses?
Guntmar Kipphardt, Vorsitzender des vbA RFNP, (CDU-Fraktion) |
Ich bewerte Arbeit und Erfolg des verfahrensbegleitenden Ausschusses als durchweg positiv. Wir begegnen uns in diesem Ausschuss auf Augenhöhe. Die unterschiedlich großen Städte des RFNP sind im verfahrensbegleitenden Ausschuss alle mit der gleichen Anzahl an politischen Vertretern beteiligt. Über Stadt-, Partei- oder Fraktionsgrenzen hinweg ist der gemeinsame Blick auf die Entwicklung der Kernregion des Ruhrgebietes der 6 Städte des RFNP gerichtet. Unter diesen Voraussetzungen gelingt es, sich auf ein gemeinsames Ziel zu verständigen. Wir sehen uns aber nicht als Insel: Vielmehr ist unserer Blick gleichzeitig auch auf die gesamte Region gerichtet. So sind Vertreter auch weiterer Ruhrgebietsstädte und des RVR gern gesehene Gäste im verfahrensbegleitenden Ausschuss.
Dieter Wiechering, stellv. Vorsitzender des vbA RFNP, (SPD-Fraktion) |
Die politische Zusammenarbeit im verfahrensbegleitenden Ausschuß zum RFNP ist ein hervorragendes Beispiel, dass und wie interkommunale Zusammenarbeit im Ruhrgebiet funktionieren kann.
Die Ergebnisse die wir gemeinsam erzielt haben, sollten Mut machen für mehr und andere kommunalpolitische Bereiche in der Region.
Fragen an ständige Partner in der Zusammenarbeit
Martin Tönnes, Bereichsleiter Planung Regionalverband Ruhr |
Herr Tönnes, die SRR 2030 bildet dasselbe Gebiet wie der RVR ab und hat gemeinsame
Schnittstellen bei dem Thema Regionalplanung. Begegnen sich hier zwei Partner oder zwei Konkurrenten in der Metropole Ruhr?
Für eine erfolgreiche Zukunftsgestaltung der Gesamtregion ist es angesichts der vor uns liegenden Herausforderungen unsere gemeinsame Pflichtaufgabe, die in der Region vorhandenen Teamkompetenzen zu stärken und zielorientiert auszubauen, um als Metropole Ruhr mit einem selbstbewussten Profil im globalen Wettbewerb der Standorte bestehen zu können. Mit dem im Regionalverband Ruhr entwickelten und auf den Weg gebrachten Regionalen Diskurs zum neuen Regionalplan Ruhr schaffen wir durch Transparenz für alle Beteiligte und Kommunikation mit allen Beteiligten das Fundament für eine zukunftsorientierte Regionalentwicklung, die auch die Belange künftiger Generationen berücksichtigt. Als gebürtiger und engagierter „Ruhri“ ist mir hierbei sehr bewusst, dass Akzeptanz für den Gestaltungsanspruch den der Regionalverband Ruhr für die Metropole Ruhr erfüllen soll, nur in einer Partnerschaft mit den 53 Städten innerhalb des Verbandsgebietes umzusetzen ist. Meine Roadmap ist das Miteinander bei der Zukunftsgestaltung der Gesamtregion.
Thomas Westphal, Geschäftsführer Wirtschaftsförderung metropoleruhr |
Herr Westphal, was fasziniert Sie an dem Kooperationsbündnis SRR 2030, warum war Ihnen die Teilnahme am Lenkungskreis sehr wichtig?
In der Metropole Ruhr gibt es bereits vielfältige Kooperationsformen. Meist steht aber am Anfang zunächst die Angst, die eigene Unabhängigkeit zu verlieren, Kooperation bedeutet in jedem Fall den Verzicht auf ein Einzelkämpfer-Dasein. Wer die Vorteile einer Kooperation gleichwohl begreift und sich entscheidet, mitzumachen, bringt ein hohes Maß an Veränderungsbereitschaft mit. Und die Einsicht, dass Kooperationen die Kommunikation untereinander erleichtern und gemeinsame Potentiale verstärken und dass – gerade in einer Städte-Agglomeration wie der Metropole Ruhr - nur die gemeinsame Suche nach neuen Wegen zum Erfolg führt. Mit der SRR 2030 wurde dies bereits vor zehn Jahren erkannt und im Ruhrgebiet eine neue Kooperationskultur geschaffen, die vorbildlich ist.
Wir als Wirtschaftsförderung metropoleruhr unterstützen dieses Kooperationsbündnis sehr gerne. Für mich stand es daher außer Frage, dass einer meiner ersten Termine im neuen Amt mich zum Lenkungskreis dieses Städtebündnisses führen sollte.
Wir gratulieren zum 10jährigen Jubiläum am 06.06.2013 mit einem herzlichen „Glück auf“ und
natürlich einem „Weiter so“!
Michael Schwarze-Rodrian, Leiter Referat Europäische & regionale Netzwerke Ruhr beim RVR |
Herr Schwarze-Rodrian, wofür steht die Städteregion Ruhr 2030 aus Ihrer Sicht?
Zunächst sind es 3 herausragende Dinge:
Die kontinuierliche Weiterentwicklung vom Forschungsprojekt Ruhr 2030 über den Stadtregionalen Kontrakt bis zur regelmäßigen Zusammenarbeit in diversen Arbeitsgruppen und an verschiedenen Masterplanbeiträgen steht für die Fähigkeit des Ruhrgebiets, sich selbst zu organisieren. Die Basis dafür sind Transparenz, die Fähigkeit zu informeller Zusammenarbeit und eine ganz handfeste Projektorientierung. Insofern steht die Städtegemeinschaft für mich für gemeinsame Arbeit sowie für gemeinsame Verabredungen und Pläne für ein nachhaltiges Ruhrgebiet.
Für den Masterplan Emscher Landschaftspark 2010, für Konzept Ruhr, für Wandel als Chance, für Wirtschaftsflächen Ruhr 2009, für Gewerbliches Flächenmanagement Ruhr, für die Internet-Datenbank Interkommunale und regionale Kooperation in der Metropole Ruhr, für den Bildungsbericht Ruhr und schließlich für den Aufbau der regionalen Europaarbeit ist die Städtegemeinschaft Ruhr 2030 immer ein kollegialer Rahmen und ein herausfordernder Begleiter
gewesen.
Die Städtegemeinschaft ist im wahrsten Sinne des Wortes: ein erprobtes und sich
weiterentwickelndes Best-Practice-Project.
Sie ist locker und kann zugleich verbindlich sein. Interessanter Weise besteht sie zeitlich, räumlich und sachlich neben ganz verschiedenen anderen Netzwerken im Ruhrgebiet – ohne dass sich dies behindert oder ausschließt.
Es ist die Möglichkeit der direkten Verbindung von formeller, administrativer und informeller, offener Zusammenarbeit, die diese gewollte Flexibilität der gemeinsamen Arbeit für das Ruhrgebiet unterstützt.
Die Städtegemeinschaft ist daher auch ein sehr guter Weg zur Vorbereitung und Abstimmung der regionalen politischen Willensbildung im Ruhrgebiet.
In diesem Sinne, gibt es weiterhin viel gemeinsame Arbeit.
Fragen an drei Gelsenkirchener
Frank Baranowski, Oberbürgermeister Stadt Gelsenkirchen |
Herr Baranowski, der erste und auf einstimmige Bitte seiner Kolleginnen und Kollegen seit 2012 wieder amtierende Sprecher der SRR 2030, Herr von der Mühlen, ist gleichzeitig Stadtdirektor in Gelsenkirchen. Der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft 2030, Herr Horstmann, der in dieser Funktion ebenfalls im Lenkungskreis 2030 vertreten ist, leitet die Abteilung Wohnungswesen / Stadtregionale Kooperation in Gelsenkirchen. Ebenso ist die Geschäftsstelle der SRR 2030 seit Beginn des Projektes, mit ihrem Leiter, Herrn Klose, in Gelsenkirchen angesiedelt.
Ist dies ein Zufall oder Ausdruck einer speziellen Haltung?
Solche Aufgaben fallen einem nicht in den Schoß, die muss man schon übernehmen wollen. Wir
machen das in Gelsenkirchen gerne, weil uns klar ist: Wenn die Städte im Ruhrgebiet gut
zusammenarbeiten, dann können sie für die Menschen in der Region mehr leisten. Unsere Städte haben ja alle eine ähnliche Vergangenheit, stehen heute vor vergleichbaren Herausforderungen – darum ist es richtig, dass wir überall, wo es Sinn macht, auch gemeinsam an einer guten Zukunft arbeiten!
Markus Horstmann, Leiter der Abteilung Wohnungswesen / Stadtregionale Kooperation |
Herr Horstmann, Sie haben die SRR 2030 vom ersten Tag an begleitet und im Laufe der Jahre verschiedene Funktionen in dieser Kooperationsgemeinschaft ausgeübt. Was motiviert Sie, sich neben ihren Aufgaben als Abteilungsleiter zusätzlich zeitintensiv in der interkommunalen Zusammenarbeit zu engagieren?
Es ist keine „zusätzliche“ Arbeit mehr. Das war sie in den Forschungsjahren 2000 bis 2003 und zwar weil stadtregionale Kooperation freundlich gesprochen als spinnert oder vielleicht auch maximal als „nice to have“ angesehen wurde, jedenfalls kaum als Erfolg bringend und überhaupt sowieso eine freiwillige Leistung in der Lesart der Ausgabenkürzer war. Kurz: sie musste quasi zusätzlich erbracht werden. Zusätzliche Arbeit im Sinne von deutlich anstrengender war auch die stadtregionale Zusammenarbeit im Zeitraum der Vorbereitung und Aufstellung des Regionalen Flächennutzungsplans (RFNP). Insbesondere wegen der teilweise massiven Widerstände und der lange Zeit völlig fehlenden rechtlichen Voraussetzungen. Mittlerweile gehören die stadtregionale Projektarbeit und ruhrgebietsweite Abstimmung (fast) schon zum normalen Planeralltag und dann muss da eben auch einmal ein bisschen mehr Zeit investiert werden.
Raimund Klose, Leiter der Geschäftsstelle der Städteregion Ruhr 2030 |
Herr Klose, was bedeutet es für Sie, im Auftrag von elf kreisfreien Städten im Ruhrgebiet tätig zu sein und möglichst den Wünschen und Anforderungen aller Kooperationspartner gerecht zu werden?
Es bedeutet, die Chance zu haben, eine Vielzahl von Entwicklungen und Projekten im Herzen des Ruhrgebietes hautnah mitzuerleben. Es bedeutet weiterhin, viele, für die Region an wichtigen Schaltstellen tätigen Persönlichkeiten, im beruflichen Alltag näher kennen lernen zu können. Und es bedeutet, in der Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von liebenswerten Kolleginnen und Kollegen, unterschiedlicher Städte und Kreise, Kontakte knüpfen, nicht alltägliche Vorhaben begleiten und sich fast jeden Tag auf seinen "Job" freuen zu können.
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